Medicamp 2017

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Ladakh 2017, Om mani padme hum

Oktober 3rd, 2017 · Keine Kommentare

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Namaste und Jullay zusammen.

Ich bin immer noch sehr aufgeregt, nach dieser wundervollen Reise, die mich verzaubert und einer anderen Kultur näher gebracht hat.

Fast täglich schwärme ich von den Erlebnissen und schaue mir immer wieder gerne all die Fotos an, die ich während meines Aufenthaltes in Delhi, Ladakh- Leh, Panamik und Surmoor aufgenommen habe.

Alles fing mit einer Acupunkturbehandlung, bei meinem alten Bekannten und mittlwerweile auch Freund, Kay Ehrbar im letzten Jahr an, den ich wegen diverser Beschwerden konsultierte.

Seine Affinität zu Indien kenne ich nun seit fast 25 Jahren und schon in meiner Schulzeit wollte ich Kay irgendwann in dieses fernöstliche, wilde, eindrucksvolle und bunte Land begleiten.

Nun hat es doch fast 25 Jahre gedauert diesen Schritt zu tun, was definitiv an mir lag und die Idee in den letzten Jahren, wegen  anderer Aktivitäten und Lebensumstände, schlichtweg in Vergessenheit geraten ist.

Bei einer Acupunktursitzung fragte er mich dann, ob ich nicht Lust hätte nächstes Jahr, sprich dieses, mit ihm und einer Ärztin, namens Verena Roth aus Mannheim an einem Medicamp in den Bergen von Ladakh im Himalaya, als Physiotherapeutin, teilzunehmen.

Ich musste nur kurz darüber nachdenken und entschloss mich ziemlich schnell an diesem Projekt mitwirken zu wollen.

Diese Chance, auch noch mit einem guten Bekannten, den ich sehr schätze, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Und so nahm ich Urlaub und war fest davon überzeugt das Richtige zu tun und mein Wissen und meine Arbeitskraft  Mal in einem anderen Land anzubieten.

So stand diesem Projekt absolut nichts mehr im Wege und nachdem auch mein Freund David mich sehr dazu ermutigt hat diese Reise zu machen, dafür bin ich ihm unendlich dankbar, war fast alles in trockenen Tüchern.

Außer dem Visum, was sich als etwas komplizierter zu beantragen herausstellte, waren alle Vorbereitungen mit wenig Mühe und Anstrengung meinerseits getroffen.

Da meine Hände mein Arbeitsmaterial darstellen, gestaltete sich auch die Packerei kurz und schmerzlos, nämlich genau am Tag der Abreise;)

Verena und ich flogen zusammen nach Delhi, wo wir Kay, der einen Tag zuvor losgeflogen war, in einem Guest House, im tibetischen Viertel Majnu-ka-tilla, treffen sollten. Dies war aber nicht geschehen und als wir am Abend um 20 Uhr, nachdem Verena und ich Delhi unsicher gemacht hatten und uns 2 km von der Ubahnstation zum Red Fort per pedis durchgeschlagen hatten, was nicht das angenehmste in meinem Leben war, da wir ständig angestarrt und angesprochen wurden, immer noch keinen Kay zu Gesicht bekamen und uns dieses Verhalten sehr suspekt vorkam, fragten wir erneut an der Rezeption in welchem Zimmer er untergebracht war.

Was uns am Mittag von einer Dame an der Rezeption, nach der Frage, in welchem Zimmer sich Kay Ehrbar befindet, mit den Worten “  He is in room 202″, beantwortet wurde, wurde am Abend durch einen anderen Herren an der Rezeption  revidiert, mit den Worten „No, there is no man called Kay Ehrbar booked in“. Kurzfristig waren wir sehr verunsichert und riefen dann seine Schwester in Deutschland an, da wir beide keine Handynummer von ihm hatten, weil er nie an sein Handy geht, um zu erfahren, das Kay in Kuwait feststeckte, da er den Anschlussflieger nicht bekam, weil schon das Flugzeug in Frankfurt 2.5 Stunden verspätet  startete.

Als Frauen der Tat organisierten wir alles alleine für die Abreise am nächsten Tag und hofften, dass es Kay reichzeitig zum Abflug von Delhi nach Leh schaffen würde.

Zum Glück verlief dann alles reibungslos und ich konnte endlich am Domestic Airport, den zwar sehr verschwitzten und super müden, aber gesunden Kay in die Arme nehmen und die Weiterreise antreten.

Puh…die erste Aufregung war überstanden,  schon stand die 2.ins Haus, denn Kay wurde  zurück zu seinem Gepäck geordert, weil die Zollbeamten in seinen Elektrostimulationsgeräten für die Acupunkturnadeln, schweres Geschoss vermuteten.

Diesem Vorwurf konnte natürlich Einhalt geboten werden und nun ging es endlich weiter nach Leh.

Dort angekommen wurden wir von unserem Organisator vor Ort, Tashi Gonbo, am Flughafen abgeholt, welcher uns in ein Ausweichhotel brachte, da in seinem Hotel, in dem wir ursprünglich 2 Nächte bleiben sollten, bevor es ins Nubratal weiterging, die Sanitäranlagen ausser Betrieb waren, weil ein paar völlig idiotische Touristen, Bierdosen in die Toilette warfen, welche alles verstopften und  eine Überschwemmung im Haus verursachte. Diese konnte aber schnell behoben werden und so konnten wir am nächsten Tag wieder umziehen.

Nach der 3. Nacht in 3 verschiedenen Betten, ging es dann endlich los ins Nubratal. Wir fuhren über den fast höchstgelegenen, befahrbaren Pass der Welt- Khardung La, mit 5359 m, was sehr eindrücklich war und mir etwas die Luft ausging, ob der Eindrücke und der Höhe natürlich.

Ich akklimatisierte mich aber gut und fand mich dann auf 3200 m in Panamkik und Surmoor gut zurecht.

In Panamik angekommen bezogen wir unsere einfache Unterkunft, mit dem Luxus, warmes Wasser zum Duschen zu haben, da es hier heiße Quellen gab. Bis auf die Bäder, die sehr gewöhnungsbedürftig waren und sich  einige Mitbewohner, wie Tausendfüßler und Silberfische, mit uns das Bad teilten, war ich doch froh in einem Bett, wenn auch etwas hart, aber recht komfortabel, schlafen zu können.

Dank Franks Hinweis eine aufblasbare Isomatte mitzunehmen, die mir meine Freundin Carola auslieh, schlief ich auch recht gut, was in Deutschland  nicht immer der Fall ist.

Jeden Tag wurden wir reichlich und ausgesprochen gut von unserer Kochcrew, die unter der Leitung von Riksin stand, versorgt. Ich habe so viel gegessen und kein Gramm zugenommen, da sieht man wieder, wie wertvoll regelmässiges und gesundes Essen, mit viel Gemüse einfach ist.

Selbst an meinem Geburtstag habe ich einen leckeren Bananenkuchen gezaubert bekommen, ich war wirklich sehr gerührt, auch über das Ständchen unserer Gruppe, was nicht normal ist in Ladakh, der Geburtstag wird hier normalerweise  nicht besungen.

Am Sonntag, den 20.8.2017 ging es dann endlich los. Am Morgen versammelten sich erst einige wenige  Menschen vor unserer Unterkunft, die auch gleichzeitig unseren Behandlungsraum darstellte, das Wohnzimmer, in diesem Fall. Unter einem Sonnensegel saßen die 1.Patienten und warteten noch geduldig bis einer nach dem anderen von Verena untersucht wurde und Sie danach entschied, ob der Pat. von Ihr, von mir, oder von Kay behandelt werden musste, oder von uns allen 3en.

Der 1. Tag lief sehr moderat ab und wir konnten an die 50 Patienten behandeln, davon waren 15, für meine Hände bestimmt.

Die aller erste Patientin wird mir immer im Gedächtnis bleiben, alleine schon wegen Ihrer stylischen Sonnenbrille und der orangenen Jacke und wegen der absolut besten Antwort, auf die Frage nach Ihrem Alter: „Letztes Jahr war ich noch 54, dieses Jahr weiß ich nicht, wie alt ich bin.“ Am nächsten Tag war Sie 25 und den Tag darauf 75, Ihrem Aussehen nach zu urteilen, muss Sie um die 75 gewesen sein. Sie ist so entzückend und auch forsch in Ihrer Art gewesen, dass wir Sie alle sofort ins Herz geschlossen haben. Die „Gouvernement Lady“, wie sie von Einheimischen liebevoll genannt wird, da sie von diesem unterstützt wird und deshalb  nichts für den Bus zahlt, weil sie nicht einsieht, vom Gouvernement Geld zu bekommen und es dann an dieses wieder zurückzuzahlen, eine logische Schlussfolgerung, wie ich finde. So kann sie umsonst jeden Tag den Bus nutzen und besucht gerade wieder die Grundschule- herrlich. Sie reiste uns bis nach Surmoor nach, um ein 5 Mal behandelt zu werden. Auch ihr konnten die Knie; und Kopfschmerzen, wie vielen anderen Patienten, durch die Akupunktur und Physiotherapie, gelindert werden.

In diesem großen, aber nicht dicht besiedelten Tal, spricht sich alles sehr schnell herum und so hatten wir am folgenden Tag schon um 7 Uhr die 1. Patienten vor der Tür stehen, den Tag zuvor kamen sie erst um 9 Uhr.

So ging es Tag um Tag, meistens wurden wir von den Stimmen der Leute geweckt, die sich immer zahlreicher unter dem Sonnensegel in Panamik versammelten und alle behandelt werden wollten.

Einige mussten wir leider wieder weg schicken, weil wir nur bis 19 Uhr behandeln konnten, da es dann anfing zu dämmern und die Elektrizität erst um 19:30 eingestellt wurde, welche dann auch nur bis 23 Uhr lief. Danach musste man sich mit Stirnlampen, oder Kerzen Abhilfe verschaffen, was aber eine schöne und romantische Art und Weise darstellte, sich in die Nacht zu begeben.

Die Dunkelheit ist im Nubratal besonders schön, finde ich. Kein Licht der Großstadt stört diesen anmutigen Himmel in seiner Präsenz. Lange habe ich nicht so einen schönen und zahlreich besetzten Sternenhimmel gesehen. Ich glaube das letzte Mal in South Dakota, mit 16 Jahren, als ich mit meiner Schwester Stefanie meine 1.“grosse“ Reise machte.

Damals haben wir auf der Straße gelegen und uns die Milchstraße staunend angeschaut und auch heute bin ich fasziniert, über dieses unglaubliche Universum, mit so viel Weite, das für  mich nicht begreifbar ist. Diesmal habe ich es mir  auf der Isomatte bequem gemacht, mit fast 40 merkt man schon jeden Knochen etwas mehr und auf dem steinernen Boden liegen, gehört nicht mehr zu meinen Bedürfnissen.

Die Tage vergingen wie im Flug und wir arbeiteten täglich ca. 8 ½ Stunden. Dank unserer wunderbaren Übersetzter Amo, Sedol und Jigmet, kamen wir auch mit den Fragen an die Patienten gut zurecht und alle 3 waren so wissbegierig,  dass sie uns bei der Akupunktur, Physiotherapie und den medizinischen Verrichtungen, die bestmögliche Unterstützung boten.

„Thuk je che“ dafür.

In Surmoor vergrösserte sich das Team, durch Oliver und Meike, um die Patienten von Ihren Zahnschmerzen zu befreien, oder um Schulkindern einen Check up anzubieten und Aufklärungsarbeit über Zahnpflege zu leisten.

Dies war auch bei uns der Fall, wir sprachen viel mit den Einheimischen und informierten Sie über prophylaktische  Verhaltensweise, um Schmerzen zu lindern, oder gar nicht erst aufkommen zu lassen, alle waren sehr dankbar, aber ob es wirklich zur Umsetzung kommt, ist ungewiss. Da sind die Menschen dort, nicht anders, als hier, in unseren Gefilden;)

In Panamik waren wir 6 Tage im Einsatz und in Surmoor 5. Hier wurde uns eine Gemeindehalle für die Behandlungen zur Verfügung gestellt, mit viel mehr Platz, so dass wir fast täglich bis zu 100 Patienten behandeln konnten.

Die eindrücklichste Efahrung machten wir mit einem 10 jährigen Patienten, der an Microzephalie und somit unter schweren kognitiven und sensorischen Dysbalancen leidet. Bei ihm wurde nur ein Kurzneedeling vollzogen, dass heisst, er bekommt die Nadeln nur als kleinen Stich in die Haut und  dann werden sie sofort wieder entfernt. Dies wurde über den gesamten Körper durchgeführt, auch im Gesicht, was sehr martialisch aussieht, aber in seiner Resonanz, phenomenale Wirkungen zeigte. Danach arbeitete ich physiotherapeutisch mit ihm im liegen, sitzen und stehen, gab ihm verschiedene sanfte Impulse an den Beinen, Becken und am Kopf.

Er konnte am 4.Tag aufrechter an der Hand laufen und spürte die Nadeln in den Beinen, die er am 1.Tag überhaupt nicht wahrnahm. Das war für uns alle sehr beeindruckend. Er benötigt unbedingt ein Hilfsmittel, indem er stehen und sich bewegen kann, damit er unabhängiger wird.

Alles in allem war es eine wunderbare Erfahrung und es hallt immer noch in meinem Gedächtnis und meinem Herzen nach, was wir erleben durften, so dass der nächste Aufenthalt im Sommer 2018 geplant ist.

Ich hoffe natürlich mit dem Medicamp erneut Hilfe anbieten zu können, dafür sind wir aber auf Spenden angewiesen und meine Bitte an alle ist, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten. Schon im Voraus, vielen Dank dafür.

Und danken möchte ich auch allen Beteiligten, die mitgewirkt und organisiert haben, es war mit ein Fest, mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenzuarbeiten. Dazu gehören Tashi, Kay, Kays Mom, Verena, Amo, Sedol, Jigi, Riksin, Jigi, Malik, Frank, Barbara, Oliver, Meike und  allen Einheimischen, die uns vorort geholfen haben und gespendet haben.

Vielen Dank auch an Ralf Stöckl, der mich mit Utensilien für die Kinder versorgt hat- diverse Spielzeuge, Stifte ect., alle waren sehr erfreut über die Geschenke.

Alles Liebe und bis bald.

Christina Rose

 

 

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